Um die Mitte des 19. Jahrhunderts gab es erst wenige konfessionelle, private und staatliche Heime für Menschen mit Epilepsie. Sie boten Platz für gerade einmal 300 Patienten, während die Gesamtzahl der Epilepsiekranken in Deutschland um diese Zeit auf 42.000 geschätzt wurde. Um diese Not zu lindern, fasste die Innere Mission Rheinlands und Westfalens die Gründung einer kleinen Anstalt für „noch bildungsfähige epileptische Knaben“ ins Auge. Unterstützt wurde das Vorhaben durch einen Kreis von christlich gesinnten Industriellen aus der Stadt Bielefeld und Pfarrern aus der Ravensberger Erweckungsbewegung. Dieser Kreis erwarb einen Bauernhof im Kantensiek, einem schmalen Tal im Teutoburger Wald südlich von Bielefeld. Um den Standort brach sogleich ein öffentlicher Streit los: Der Kantensiek galt als exklusiver Baugrund für die rasch voranschreitende Stadterweiterung.
Das erste Jahr
Am 6. November 1867 wurde die „Evangelische Heil- und Pflegeanstalt für
Epileptische Rheinlands und Westfalens“ eingeweiht. Im ersten Jahr
wurden 24 Patienten aufgenommen. Es stellte sich bald heraus, dass nur
Anmeldungen von unbemittelten Kranken kamen, so dass man auf Spenden
christlicher Kreise angewiesen blieb. Auch war ein großer Teil der
aufgenommenen Kranken körperlich oder geistig schwer behindert. Es
zeichnete sich bereits ab, dass die Anstalt mit der Zeit immer mehr den
„Charakter eines Asyls“ annehmen würde. Nach dem Neubau von Groß-Bethel
wurde das erste Pflegehaus – das 1877 den Namen Ebenezer (Stein der
Hilfe) erhielt – zu einem Asyl für ältere „schwachsinnige männliche
Epileptische“. Heute ist Ebenezer Sitz der Therapeutischen Werkstatt
Spielkiste und der Historischen Sammlung.
Karte
Alt-Ebenezer