Bethel wurde 1867 gegründet. Im Laufe seiner Geschichte wandelte sich die Rheinisch-westfälische Anstalt für Epileptische von einer kleinen Privatanstalt der Inneren Mission (um 1870) zur christlichen Großanstalt unter staatlicher Aufsicht (seit 1895) und weiter zum diakonischen Unternehmen (seit Mitte der 1980er Jahre).
Zunächst sollten höchstens 150 Patienten einen ehemaligen Bauernhof und einen großen Anstaltsneubau bevölkern. Da wurde 1872 Friedrich v. Bodelschwingh d.Ä. Anstaltsleiter. Er wollte möglichst vielen Bedürftigen helfen, z.B. auch psychisch Kranken, wandernden Arbeitslosen, Alkoholkranken, Fürsorgezöglingen. Um genügend christliche Arbeitskräfte zu haben, verlegte er das 1869 gegründete Westfälische Diakonissenhaus von Bielefeld nach Bethel und rief daneben 1877 eine Diakonenanstalt ins Leben. Er führte den Namen Beth-El ein – Haus Gottes, weil er fand, angesichts von Krankheit, Not und frühem Sterben sei hier ein Ort besonderer Gottesnähe. Er gründete auswärtige Kolonien, schickte Missionare nach Afrika und siedelte in Bethel christliche Bildungsstätten an, z.B. für Behinderte, Krankenpfleger und Geistliche.
Rasch wurde die Privatanstalt als öffentliche Stiftung anerkannt, auch die Diakonissenanstalt Sarepta und die Diakonenanstalt Nazareth erhielten diesen Rang. Bethel weitete sich erst zur christlichen Kolonie und dann zur Stadt der Barmherzigkeit. Um 1900 hatte es mehrere Tausend Einwohner, eine eigene Kirchengemeinde und einen eigenen Bürgermeister. Bodelschwingh aber sah in Bethel vor allem eine christliche Gemeinde an den Pforten des Himmels. Seine Nachfolger steuerten dieses christliche Gemeinwesen durch wirtschaftliche Zusammenbrüche, zwei Weltkriege, den Nationalsozialismus.
Ab den 1960er Jahren wurde der bundesdeutsche Sozialstaat kräftig ausgebaut. Zur selben Zeit gab es nicht mehr genug Diakonissen und Diakone für den Pflegedienst. Bethel warb nun um „freies Personal“, gründete neue Ausbildungsstätten. Es begann der tiefgreifende Wandlungsprozess zum christlichen Unternehmen.
In den ersten Jahrzehnten leitete Pastor Friedrich v. Bodelschwingh d.Ä. den von ihm geschaffenen Anstaltenkomplex von seinem kleinen Pfarrhaus am Jägerbrink aus. 1898 zog er in ein neues Pfarrhaus, das Haus Burg (rechts) am Königsweg. In den unteren Räumen von Haus Burg befand sich fortab die Hauptkanzlei der Anstalten. Die räumliche Trennung der Verwaltung von der Vorsteherwohnung und die Einrichtung einer eigenen Hauptkanzlei hingen mit dem ersten Expansionsschub der Anstalten und ihrem Einbau in den entstehenden Sozialstaat in den 1890er Jahren zusammen. 1927 zog die Hauptkanzlei in die neu erbaute Amtei (Mitte) um. Darin spiegelt sich der zweite Expansionsschub der Anstalten zur Zeit des Weimarer Wohlfahrtsstaates. In den 1970er Jahren, mit dem stürmischen Wachstum des bundesdeutschen Sozialstaates, kam es schließlich zu einem dritten Expansionsschub. Sichtbarer Ausdruck war der Bau der neuen Hauptverwaltung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel (links).