Anfang der 1880er Jahre war die Einwohnerzahl Bethels auf weit über 500 Personen gestiegen. Die Kapelle des Diakonissenhauses als größter Versammlungsraum verfügte aber nur über 300 Plätze. Um wenigstens in der warmen Jahreszeit gemeinsam Gottesdienst feiern zu können, wurde im Zionswald unterhalb des Friedhofes eine Waldkapelle hergerichtet.
Zugleich wurde entschieden, dass die Anstalt eine eigene, neue Kirche bekommen sollte. Friedrich v. Bodelschwingh d.Ä. entwickelte seine Vorstellungen, Baumeister Wegner aus Hannover entwarf kostenlos die Pläne, Hermann Hellberg, der als arbeitsuchender Wanderer in Bethel untergekommen war, fertigte die Detailzeichnungen. Im Sommer 1883 legte der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm, ein Spielgefährte Bodelschwinghs aus Berliner Kindertagen, den Grundstein für die Zionskirche. So entstand bis Herbst 1884 am nordöstlichen Hang des Bergrückens zwischen den beiden Anstaltstälern über einem kreuzförmigen Grundriss eine schlichte Ziegelkirche im neoromanisch-preußischen Rundbogenstil, die rund 1.600 Personen Platz bot.
1892 bekamen die Mitarbeiter und Bewohner der drei Anstalten und ihrer Tochtergründungen in der Senne den Status einer Anstaltskirchengemeinde der Provinz Westfalen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union. Die Zionskirche wurde ihre Gemeindekirche. Mit viel Geschick setzte Bodelschwingh durch, dass Bethel im Jahr 1900 auch noch kommunale Selbstverwaltungsrechte erhielt. Erst 1973 wurde es nach Bielefeld eingemeindet.
Das Äußere der Zionskirche
Die Apsis wird von zwei Glockentürmen begleitet, die dank einer Spende aus Südafrika errichtet werden konnten. In den Türmen hängen seit 1979 die beiden großen Glocken „Frieden“ und „Auferstehung“, außerdem noch das Glöcklein „Eva-Susanna“, eine Gabe von Bethelfreunden aus dem Jahr 1885.
Über dem Hauptportal ein Vers aus dem Matthäus-Evangelium: „Kommet her zu Mir Alle, die Ihr müheselig und beladen seid, Ich will Euch erquicken.“
Dieser Bibelvers und eine Christusfigur mit ausgestreckten Händen laden ein zum Besuch der Kirche.
In der Zionskirche
Ein lang gestreckter Saal mit Querhaus und Holzemporen, der sich in einem Chorbogen zum Altarraum öffnet – so zeigt sich die Zionskirche von innen. Im Gestühl nahmen bis etwa 1970 Männer und Frauen, Gesunde und Kranke getrennt ihre Plätze ein. Sechs Kammern in der Nähe der Ausgänge und oben an den Seitenemporen lassen erkennen, für wen die Kirche erbaut wurde. Sie dienten als Ruheräume für Menschen, die während der Gottesdienste Anfälle erlitten – und dort manchmal auch starben. Die Fenster der Kammern sind mit Engelsköpfen verziert.
Über dem Chorbogen steht der Vers aus Psalm 126: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.“
Links vom Bogen hat die Kanzel ihren Platz, rechts davon kniet ein Engel mit Taufschale. Wie der Christus an der Fassade folgt er einem Entwurf des dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen.
Während der Gemeinderaum von einem halboffenen, hölzernen Dachstuhl abgeschlossen wird, ist der Chorraum als einziger Bauteil gewölbt. In seiner Mitte steht der Altar mit dem Kruzifix. Die Rippen des Chorgewölbes, das mit goldenen Sternen ausgemalt ist, laufen auf einen zentralen Schlussstein zu. Darauf: ein Christusmonogramm.
Auf der Empore über dem Haupteingang wurde im Jahr 1999 eine neue Orgel errichtet, die dritte in der Geschichte der Kirche nach älteren Instrumenten von 1886 und 1956/57.
Beim Verlassen des Kirchenraumes verdient das farbige Relief im Bogenfeld über dem Ausgang unter der Orgelempore Aufmerksamkeit. Es handelt sich um eine Darstellung der 'Heilung des fallsüchtigen Knaben' nach dem Markusevangelium. Sie stammt von dem Düsseldorfer Bildhauer Prof. Karl Janssen und wurde 1898 dort angebracht.