Sarepta – Vom Schmelzen und Läutern

1876 bekam das Diakonissenmutterhaus den Namen Sarepta. Es handelt sich um die griechische Form des biblischen Ortsnamens Zarpath, auf deutsch: „Schmelzhütte“. Zwei alttestamentliche Überlieferungen sind mit dem Namen verbunden:

Zum einen die Erzählung über die selbstlose Hilfsbereitschaft einer Witwe aus Sarepta (1. Kön. 17,1-15). Sie gab während einer Hungersnot dem bettelnden Propheten Elia zu essen, obwohl sie und ihr Söhnlein für sich selbst nicht genug hatten.

Zum anderen wird an ein Gerichtswort des Propheten Maleachi erinnert: „Er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen.“ (Maleachi 3,3). Der Bibelvers wurde über dem Haupteingang des Diakonissenmutterhauses angebracht, um den Mutterhausnamen zu deuten. Hier griff Bodelschwingh auf eine Erzählung von Wilhelm Löhe (1808-1872) zurück, der das Diakonissenhaus in Neuendettelsau in Franken gegründet hatte. Löhe hatte erklärt, Christus selbst sei der Schmelzer. So wie der Schmied durch glühende Hitze alle Verunreinigungen aus dem Silber herausbrenne, um es rein verarbeiten zu können, so läutere Christus die Seele eines Menschen von allem Eigenwillen, um ihr Innerstes formen zu können. Das Mutterhaus war zu dieser Zeit zugleich Krankenanstalt. Dort sollten die Seelen der Kranken und der Schwestern durch Leiden und entsagungsvollen Dienst geläutert werden zum ewigen Heil. Dass jeder lerne, sich dem Willen Gottes zu fügen, war der eigentliche Zweck des Anstaltslebens.

Bodelschwingh über die Witwe von Sarepta

Über die Witwe von Sarepta schrieb Bodelschwingh:

„Sarepta heißt [...] Schmelzhütte, und jedermann weiß, dass eine Witwe daselbst war, die der Prophet Elias in der großen Teuerung antraf, wie sie ein paar Reiser [gemeint ist Reisig zum Feuermachen] auflas, um mit dem letzten Mehl und letzten Öl ein kleines Gebackenes für sich und ihr Söhnlein zu bereiten und dann zu sterben (1. Kön. 17, 8-16). Aber die arme Witwe war in der Schmelzhütte heißer Trübsal nicht nur weich und barmherzig geworden, sondern auch starken Glaubens. Sie gehorchte der Stimme des Propheten, der in Gestalt eines armen Bettlers vor ihr stand, und gab ihm zuerst zu essen und zu trinken, und darnach aß sie auch und ihr Söhnlein, und das Mehl im Kad [dem Vorratstopf] ward nicht verzehrt, und dem Ölkrug mangelte nichts, bis die Teuerung vorüberging“.

Karte


Diakonissenmutterhaus Sarepta, 2006. Haupteingang
Diakonissenmutterhaus Sarepta, 2006. Haupteingang

Christus als Schmelzer. Bildmotiv von 1912 für die Einsegnungsurkunde der Diakonissen
Christus als Schmelzer. Bildmotiv von 1912 für die Einsegnungsurkunde der Diakonissen

Diakonissenmutterhaus Sarepta nach dem Umbau von 1912, kolorierte Postkarte
Diakonissenmutterhaus Sarepta nach dem Umbau von 1912, kolorierte Postkarte