Einführung

Der Umgang mit Krankheit und Gesundheit unterlag im 19. Jahrhundert einem tiefgreifenden Wandel. Hatte Krankheit bis dahin zu jenen Schicksalsschlägen gehört, die man demütig hinnahm, so wurde sie nun zu etwas, das man mit Hilfe der Medizin bekämpfen, durch gesunde Lebensführung vermeiden, durch öffentliche Vorsorge an der Ausbreitung hindern, letztlich sogar ausrotten konnte. Umgekehrt wurde Gesundheit zu etwas, das man erhalten und wiederherstellen sollte, worauf man achten musste und wofür man verantwortlich war. Krankheit und Gesundheit sind seither zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung, zum sozialen Konfliktstoff, zum Politikum, zum Wirtschaftssektor, zum Objekt eines fast schon religiösen Kultes geworden.

Mit diesem Prozess waren der Aufbau des öffentlichen Gesundheitswesens, die Entstehung des modernen Krankenhauses und die Professionalisierung der Pflege und der ärztlichen Behandlung eng verbunden. Die Diakonie war, obwohl ihr das Fortschrittsdenken der Medizin eigentlich fremd war, an allen diesen Entwicklungen maßgeblich beteiligt. Die Krankenpflegeausbildung der Diakonissenmutterhäuser war wegweisend, und um die Schwesternausbildung in der eigenen Hand zu behalten, gründeten viele Einrichtungen der inneren Mission moderne Krankenhäuser – so auch die Westfälische Diakonissenanstalt Sarepta. Damit nahm der Siegeszug der Medizin in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen seinen Lauf.

Das „Krankenhaustal“ vor dem Zweiten Weltkrieg, v.l.n.r.: Gilead, Samaria, Sonnenschein
Das „Krankenhaustal“ vor dem Zweiten Weltkrieg, v.l.n.r.: Gilead, Samaria, Sonnenschein

Sarepta-Diakonissen am Krankenbett, Städtische Krankenanstalten Bremen
Sarepta-Diakonissen am Krankenbett, Städtische Krankenanstalten Bremen

Arzt, Diakonissen, Pflegerinnen und Pfleger, Städtische Krankenanstalten Bremen
Arzt, Diakonissen, Pflegerinnen und Pfleger, Städtische Krankenanstalten Bremen

Dr. Fritz v. Bernuth vor einem Schwesternkurs, Ende der 1940er Jahre
Dr. Fritz v. Bernuth vor einem Schwesternkurs, Ende der 1940er Jahre