Als neue chirurgische Klinik für fünfzig Kranke wurde 1897 das Haus Gibeon bezogen. Gibeon, wörtlich „hügeliger Ort“, war dem Alten Testament nach der Name der Anhöhe, auf der Salomo sein Brandopfer darbrachte und Gott dem jungen König im Traum ein langes Leben verhieß, wenn er die Gebote Gottes einhielte (1. Kön. 3,4-15). Man kann in dieser Benennung den versteckten Hinweis erkennen, dass trotz aller Operationskunst der Chirurgen, die sich ausgangs des 19. Jahrhunderts in enormem Tempo fortentwickelte, das Leben letztlich doch in Gottes Hand liegt. Der Opfergedanke wiederum, der in dem Namen Gibeon mitschwingt, verweist auf eine weitere Funktion des Hauses – hier wurden nämlich auch kranke Diakonissen, die sich im Dienst aufgeopfert hatten, versorgt. Nach dem Umzug der Chirurgie in das 1913 eröffnete neue Krankenhaus Gilead diente Gibeon nurmehr als Schwesternkrankenhaus.
1944 wurde das Haus teilweise zerstört, 1948 wieder aufgebaut, 1969 schließlich abgebrochen. An seiner Stelle entstand 1970 das gleichnamige Altenwohnheim.
Macht Pflegen krank?
In dem Maße, wie das Berufsbild der freien Krankenschwester sich herausbildete, kamen in der Öffentlichkeit Vorwürfe auf, die Arbeitskraft der Diakonissen würde so rücksichtslos ausgebeutet, dass sie im Durchschnitt früher starben als die freien Schwestern. Eine Aufsehen erregende Studie aus dem Jahr 1928 kam zu dem Ergebnis, dass evangelische Diakonissen und katholische Ordensschwestern zwar im Durchschnitt seltener erkrankten als freie Schwestern, aber häufiger berufsunfähig wurden und früher starben. Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband stellte daraufhin eigene Nachforschungen an. Sie ergaben, dass die Sterblichkeit der Schwestern des Kaiserswerther Verbandes im Zeitraum von 1921 bis 1926 deutlich hinter dem Durchschnitt der Bevölkerung zurückgeblieben war. Stolz wies man darauf hin, dass sich die anfangs extrem hohe Tuberkulosesterblichkeit der Diakonissen in den 1920er Jahren nahezu halbiert und an den Bevölkerungsdurchschnitt angepasst hatte. Bis heute gehört die Gesundheitsfürsorge für aktive und Feierabendschwestern zu den vornehmsten Aufgaben der Mutterhäuser.