1894 wurde auf Drängen der Behörden in unmittelbarer Nachbarschaft des Mutterhauses ein so genanntes „Seuchenkrankenhaus“ für vierzig Patienten, die an Infektionskrankheiten litten, erbaut. Es erhielt den Namen Rotes Kreuz, weil der Verein vom Roten Kreuz, wie auch Stadt und Landkreis Bielefeld, beträchtliche Mittel zum Bau des Hauses zur Verfügung gestellt hatte. Friedrich von Bodelschwingh d. Ä. jedoch nannte das neue Haus gerne „Kreuzhütte“ und setzte damit einen eigenen theologischen Akzent – im Isolierkrankenhaus hatten die Diakonissen gleichsam das Kreuz auf sich zu nehmen. Sterbebereitschaft galt Bodelschwingh als höchster Ausdruck von Dienstbereitschaft. Die Dienstordnung Sareptas ermahnte daher die Schwestern, das Sterben „zu lernen“. Die Auseinandersetzung mit Sterben und Tod war ein fester Bestandteil der Ausbildung. Das ging so weit, dass Bodelschwingh – aus heutiger Sicht völlig unverantwortlich – junge Schwestern gezielt zur Pflege von Patienten mit ansteckenden Krankheiten im Isolierkrankenhaus einsetzte. Schwestern, die, manchmal noch jung an Jahren, auf den Tod erkrankten, begleitete Bodelschwingh hingebungsvoll bei ihrem Sterben. Beispiele „gelungenen“ Sterbens wurden den Diakonissen als leuchtendes Beispiel vor Augen gehalten. Bis 1914 waren insgesamt 171, zumeist noch junge Diakonissen „in die obere Heimat eingegangen“, wie es in der Sprache Sareptas hieß.
1927, nach dem Bau des neuen Isolierkrankenhauses Samaria, wurde das Haus Rotes Kreuz Teil der Verwaltung. 1894 wurde auf Drängen der Behörden in unmittelbarer Nachbarschaft des Mutterhauses ein so genanntes „Seuchenkrankenhaus“ für vierzig Patienten, die an Infektionskrankheiten litten, erbaut. Es erhielt den Namen Rotes Kreuz, weil der Verein vom Roten Kreuz, wie auch Stadt und Landkreis Bielefeld, beträchtliche Mittel zum Bau des Hauses zur Verfügung gestellt hatte. Friedrich von Bodelschwingh d. Ä. jedoch nannte das neue Haus gerne „Kreuzhütte“ und setzte damit einen eigenen theologischen Akzent – im Isolierkrankenhaus hatten die Diakonissen gleichsam das Kreuz auf sich zu nehmen. Sterbebereitschaft galt Bodelschwingh als höchster Ausdruck von Dienstbereitschaft. Die Dienstordnung Sareptas ermahnte daher die Schwestern, das Sterben „zu lernen“. Die Auseinandersetzung mit Sterben und Tod war ein fester Bestandteil der Ausbildung. Das ging so weit, dass Bodelschwingh – aus heutiger Sicht völlig unverantwortlich – junge Schwestern gezielt zur Pflege von Patienten mit ansteckenden Krankheiten im Isolierkrankenhaus einsetzte. Schwestern, die, manchmal noch jung an Jahren, auf den Tod erkrankten, begleitete Bodelschwingh hingebungsvoll bei ihrem Sterben. Beispiele „gelungenen“ Sterbens wurden den Diakonissen als leuchtendes Beispiel vor Augen gehalten. Bis 1914 waren insgesamt 171, zumeist noch junge Diakonissen „in die obere Heimat eingegangen“, wie es in der Sprache Sareptas hieß.
1927, nach dem Bau des neuen Isolierkrankenhauses Samaria, wurde das Haus Rotes Kreuz Teil der Verwaltung.
Gute Hoffnung – die Lungenheilstätte in der Senne
Im 19. Jahrhundert breitete sich die Tuberkulose in den Slums der ungestüm wachsenden Großstädte aus. Der Bakteriologe Robert Koch, der 1882 das Tuberkelbakterium entdeckte, warnte, dass diese Volkskrankheit weitaus gefährlicher sei als Pest und Cholera, da sie ein Siebtel der Bevölkerung – in den mittleren Jahrgängen sogar ein Drittel – dahinraffte. Zwar wies die Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte Kurbehandlung durch gute Ernährung, körperliche Schonung, Ruhe, Luft- und Sonnenbäder erstaunliche Erfolge auf, doch war der Aufenthalt in einem Sanatorium für die unbemittelten Bevölkerungsschichten unerschwinglich. Und Tuberkulosekranke im Endstadium fanden ohnehin keine Aufnahme in einer Lungenheilstätte.
Auch in den Häusern Bethels war die Tuberkulose ein Problem. Mit Sorge sah Friedrich von Bodelschwingh d. Ä. zudem, dass die Tuberkulose unter den „Brüdern der Landstraße“ grassierte, für die er 1882 die Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf in der Senne gegründet hatte. 1898 rief Bodelschwingh, der als junger Mann wegen einer schweren Lungenentzündung als „Halbinvalide“ aus dem Militär entlassen worden war, eine „Auguste-Viktoria-Stiftung zum Bau einer Lungenheilstätte für den Stadt- und Landkreis Bielefeld“ ins Leben. Der finanzielle Grundstock war beim Kaiserbesuch 1897 gelegt worden.
Nach langer Vorlaufzeit wurde 1904 in der Senne eine Lungenheilstätte eröffnet. Bodelschwingh gab ihr im letzten Augenblick den Namen Gute Hoffnung. Damit sollten die Kranken einerseits ermutigt werden, die Kur in der Hoffnung auf Heilung zu beginnen, andererseits sollte ihnen für den Fall, dass „ihnen die irdische Genesung nicht geschenkt wird“, der Blick auf den hinter dem Kap der Guten Hoffnung liegenden Hafen, nämlich die „vollkommene, ewige Genesung geöffnet“ werden. Unheilbar Kranke sollten also im Haus Gute Hoffnung bis zu ihrem Tod versorgt werden, während in anderen Heilanstalten den Siechen „nicht einmal gestattet“ war „zu sterben“. In der Eckardtsheimer Gemeinde der „früh Sterbenden“ waren die „Schwindsüchtigen“ hingegen willkommen.
Gute Hoffnung war nicht nur Lungenheilstätte und Tbc-Fürsorgestelle, sondern entwickelte sich schnell zum medizinischen Zentrum der Zweiganstalt Eckardtsheim. Von 1907 bis 1929 wurden zudem in Haus Tannenwald tuberkulosekranke Fürsorgezöglinge aufgenommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Einsatz von Antibiotika zu einem raschen Rückgang der Tuberkulose führte, lief auch die Tuberkulosearbeit in Eckardtsheim allmählich aus.
Samaria. Das neue Isolierkrankenhaus
1927 wurde in der Nähe des Allgemeinkrankenhauses Gilead am Südhang des Sparrenbergs das neue Krankenhaus Samaria eröffnet. Der Name bezieht sich auf die biblische Landschaft Samaria, deren Bewohner von den Juden als unrein gemieden wurden, mit denen Jesus aber dennoch wie mit den Juden verkehrte (Joh. 4,9). Gleichzeitig spielt der Name auf jenen Samariter an, der als einziger der zehn von Jesus geheilten Aussätzigen auf die Knie fällt und Gott dankt: „Steh auf, geh hin, dein Glaube hat dir geholfen“ (Lk. 17,19). Und schließlich schwingt in dem Namen das Gleichnis vom barmherzigen Samariter mit (Lk. 10,33-35).
Der Name verweist bereits auf die Doppelfunktion des neuen Krankenhauses. Es vereinigte nämlich „zwei Spezialkrankenhäuser unter einem Dach.“ Der östliche Flügel diente der Aufnahme von bis zu 36 Infektionskranken und übernahm damit die Funktion des Hauses Rotes Kreuz, der westliche Flügel bildete „das erste Lungenkrankenhaus, das in Westfalen errichtet wird“. Das Lungenkrankenhaus konnte ebenfalls bis zu 36 Patienten aufnehmen, die in Zimmern mit höchstens fünf Betten untergebracht waren – das war für die damalige Zeit geradezu luxuriös. Das Haus hatte eine Höhensonnenabteilung, eine Liegeveranda und eine Liegehalle im Garten. Es diente erklärtermaßen nicht nur der Heilung Tuberkulosekranker und der Ausbildung der Diakonissen, sondern auch der „Vertiefung der ärztlichen Wissenschaft […], die sich gerade auf dem Gebiete der Tuberkulosebehandlung eine Reihe neuer Aufgaben gestellt hat“.
1969/70 wurde das Haus grundlegend umgebaut, seit 1972 beherbergt es unter dem Namen Gilead II eine innere Abteilung und eine Infektionsstation, die Kinderkrankenpflegeschule und die Lehranstalt für Diätassistentinnen.