Das Diakonissenhaus Sarepta wurde 1872–1875 in neugotischem Stil nach Plänen des Baumeisters Hartmann als Kranken- und Mutterhaus der Westfälischen Diakonissenanstalt errichtet. Nach dem Vorbild spätmittelalterlicher Hospitäler hatte der Bau eine Kapelle. Diese befand sich auf der Talseite Sareptas im Mittelbau zwischen den Türmen in den oberen beiden Stockwerken. Durch Schiebeläden war sie mit den benachbarten Kranken- und Versammlungssälen verbunden. Der Grundriss ihres Chores baute auf fünf Seiten eines Achtecks auf.
Sarepta wurde mehrfach durch Anbauten erweitert, außerdem entstanden im Umfeld zahlreiche neue Häuser für Aufgaben, die im Mutterhaus keinen Platz mehr fanden.
Nachdem 1912 die letzte Krankenabteilung ausgelagert worden war, diente das Gebäude nur mehr als Mutterhaus. Die bisherige Kapelle wurde in Geschosse unterteilt und für Unterrichts- und Wohnzwecke hergerichtet. Im Norden entstand als geräumiger Anbau eine neue Kapelle in gotisierenden Formen mit 700 Plätzen. Darunter war Platz für einen neuen, großen Speisesaal. Der Gebäudekomplex brannte 1944/45 weitgehend aus. Bis 1949 konnte der Kernbau wiederhergestellt werden. Die Ruine der Kapelle wurde abgetragen und bis 1956 durch einen Neubau an derselben Stelle ersetzt. Sie ist die dritte in der Geschichte Sareptas. Der darunter liegende Speisesaal mit seiner Wandtäfelung aus der Erbauungszeit überstand die Fliegerbomben.
Der Gebäudekomplex des Mutterhauses ist für die schrumpfende Diakonissenschaft längst zu groß geworden. Erdgeschoss und erster Stock des Kernbaus werden heute von Betheler Ausbildungsstätten genutzt. Im Dachgeschoss befinden sich noch Diakonissenwohnungen, ebenso über der Kapelle, die zu kirchlicher Nutzung vermietet ist. Die eigentliche Funktion des Mutterhauses erfüllt heute das Haus der Stille neben der Zionskirche, oben auf dem Zionsberg.
Diakonissen in Bethel
1872 kam ein neuer Leiter in die Anstalt: Friedrich v. Bodelschwingh d.Ä.
Gleichzeitig wurde er Vorsteher des 1869 in Bielefeld gegründeten Westfälischen Diakonissenhauses. Als er antrat, lagen die Pläne für den Neubau eines Diakonissenmutterhauses in Bielefeld fertig vor. Aber Bodelschwingh, der auch Mädchen und Frauen in die Anstalt für Epileptische aufnehmen wollte, brauchte weibliches Pflegepersonal. Deshalb setzte er durch, dass der Neubau nicht in Bielefeld, sondern neben der Epileptischenanstalt errichtet wurde. Das neue Anstaltshaus nannte er Bethel - zu Deutsch: „Haus Gottes“. Dieser Name ging bald auf die ganze Anstaltssiedlung über. Das Diakonissenhaus bekam den biblischen Namen Sarepta - übersetzt: „Schmelzhütte“.
Viele Zeitgenossen fanden, dass die Diakonissen katholischen Ordensfrauen ähnelten – nur dass sie eben evangelisch waren. Die Diakonissen bildeten eine geistliche Genossenschaft unverheirateter Frauen, die ein Gelübde abgelegt hatten. Die Leitung lag in den Händen eines Vorstehers und einer Vorsteherin, die sie Vater und Mutter nannten. Sie widmeten sich dem Gottesdienst – und rechneten dazu auch die Pflege von Kranken und die Betreuung von Kindern. Als Bodelschwingh Vorsteher wurde, gehörten 26 Schwestern zur Genossenschaft; bei seinem Tod 1910 waren es mehr als 1.200.
Um 1930 wurde Sarepta mit rund 2.000 Schwestern zum größten Diakonissenhaus des Protestantismus.
Seit den 1950er Jahren jedoch wollten immer weniger junge Frauen Diakonisse werden. Daher musste sich Sarepta ab 1968 aus seinen Arbeitsfeldern immer mehr zurückziehen. Heute sind fast alle Diakonissen Sareptas im Ruhestand.
Das Bild der Diakonie – ein Gemälde im Speisesaal Sareptas
An der Nordwand des Sarepta-Speisesaals hängt ein großes Ölgemälde von Rudolf Schäfer aus dem Jahr 1931.
Dargestellt in der Umgebung der Betheler Zionskirche, zeigt es drei neutestamentliche Gleichnisse:
Das Gleichnis von der Königlichen Hochzeit, ...
jenes vom Verlorenen Sohn, ...
und das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter.